Liederbach – Die Sonne scheint warm auf die Liederbachhalle, als sich die Türen weit öffnen. Drinnen und draußen herrscht Betrieb – Technikfans, Funkbegeisterte und Bastler schlendern von Tisch zu Tisch, stöbern, fachsimpeln und lachen miteinander. Die Stimmung ist gelöst, fast familiär. „So munter wie das Wetter“, sagt einer und geht weiter. Der DARC-Ortsverband Main-Taunus (F27) lädt zum 25. Amateurfunk-Flohmarkt ein.
Auf der Sonnenseite der Halle steht ein Mann mit schwarzem T-Shirt, auf dessen Rücken in weißen Lettern „DH9MM“ prangt – sein Funkrufzeichen. Er freut sich über das Jubiläum, ist aus Groß-Gerau und nicht zum ersten Mal da. „Heute habe ich ein paar Kabel mitgenommen“, erzählt er und blickt sich zufrieden um. Wolfgang Franz aus Weiterstadt hat Netzteile, Hochspannungsgleichrichterröhren, Fachliteratur und mehr ausliegen. Wie laufen die Geschäfte? „Ganz gut, aber mir geht es weniger ums Verkaufen. Ich stehe hier vor allem wegen der vielen netten Begegnungen. Jeder versteht, wovon du sprichst.“
Etwa 30 Verkäufer haben zum Silberjubiläum ihre Schätze aufgebaut. Zwischen Bauteilen, Antennen, Sendern wird intensiv gefachsimpelt. Thomas Luszczynski aus Frankfurt, der gerade ein Netzteil gekauft hat, ist mittendrin. Der Amateurfunker erklärt: „Damit kann ich 220 Volt Haushaltsstrom in 13,8 Volt Gleichstrom umwandeln – das braucht man für die meisten Funkgeräte. Ohne geht’s einfach nicht.“
Beim Notruf ist auf sie immer Verlass
Franz nickt schmunzelnd und schaut zu einem, der vor 25 Jahren den Flohmarkt aus der Taufe hob: Wolfgang Renner. „Man merkt, dass die Leute Spaß haben. Viele suchen nicht mal konkret etwas. Sie wollen einfach stöbern und reden“, berichtet Renner. Er ist passionierter Funker und ehemaliger Elektroingenieur. Über den anhaltenden Erfolg der Veranstaltung freut er sich sehr. „Uns verbindet die Leidenschaft für Technik.“
Tatsächlich ist in der Halle der besondere Geist zu spüren: Hier begegnen sich Menschen, die ein Hobby teilen, das weit über Generationen hinweg reicht. Der Amateurfunk hat etwas Faszinierendes: die Vorstellung, mit einfachen Mitteln, oft selbstgebauten Geräten, Signale um die halbe Welt zu senden. Funkwellen kennen keine Grenzen, sie verbinden Menschen über tausende Kilometer hinweg, auch wenn kein Internet oder Telefonnetz verfügbar ist. „Beim Funken zählt nicht nur die Technik“, sagt einer. Es gehe auch um Werte wie Verlässlichkeit und Hilfsbereitschaft. „Wenn ein Notruf abgesetzt wird oder Hilfe gebraucht wird, sind Funker da.“
Die Besucher kommen aus dem Taunus, aus Wiesbaden, Mainz, Bad Homburg oder Bonn. Auch Funkfreunde aus Holland, Belgien, Bayern und Nordrhein-Westfalen haben sich hier schon die Auslagen angeschaut und gekauft, erzählt Renner. Überall summen Gespräche über Antennenlängen, Frequenzbereiche und Modulationstechniken. Renner hat selbst eine Auswahl an Kabeln, Antennen und Messgeräten aufgebaut. Sie alle haben sie nicht nur Ersatzteile oder Geräte gefunden, sondern auch neue Kontakte geknüpft und alte Freundschaften gepflegt. „Natürlich machen wir weiter“, kündigt Renner an. Funk verbindet.
ESTHER FUCHS
Quellenangabe: Höchster Kreisblatt vom 17.05.2025, Seite 29

Fachleute unter sich: Käufer Thomas Luszczynski aus Frankfurt hat bei Wolfgang Franz ein Netzteil erstanden. © efx